Ein helles Landhaus mit großem Garten, neun Bewohnerinnen und Bewohner und ein Ziel: gemeinsames Leben, gegenseitiges Lernen und ein Stück mehr gesellschaftliche Teilhabe. Der AWO Kreisverband München-Land e.V. eröffnet zum 1. November 2025 eine inklusive therapeutische Wohngemeinschaft für junge Erwachsene mit psychischer Erkrankung – gemeinsam mit Studierenden. Die WG ist teilbetreut. „Wir wollen jungen Menschen trotz psychischer Belastung einen guten Start ins Erwachsenenleben ermöglichen“, erklärt Ulrike Johnsson, Fachbereichsleitung Schule beim AWO Kreisverband. „In einer Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen zunehmen und Wohnraum immer knapper wird, braucht es kreative, inklusive Lösungen. Genau das ist dieses Projekt.“
Das Landhaus in Gräfelfing gehört der Seidlhof-Stiftung, die den ökologischen Landbau und Umweltbildung fördert – und mit der Vermietung des Hauses nun auch ein soziales Projekt unterstützt. Insgesamt finden dort künftig neun Menschen Platz: fünf junge Erwachsene mit psychischer Erkrankung und vier Studierende, die gemeinsam unter einem Dach leben. „Mit diesem innovativen Projekt übernehmen wir als AWO auch Verantwortung für den Landkreis. Als größter Wohlfahrtsverband sehen wir uns als Partner der Kommunen und des Landkreises zur Förderung des sozialen Miteinanders“, so Michael Germayer, Vorstand des AWO Kreisverbands.
Die Idee, Studierende mit in das Wohnprojekt einzubeziehen, ist bewusst gewählt: „Das ist für uns echte Inklusion“, sagt Stephanie Maier, Fachberatung Schule. „Die jungen Menschen wohnen und leben zusammen, und es spielt gar keine große Rolle, wer eine psychische Erkrankung hat – das Miteinander zählt.“
Die Studierenden übernehmen im Alltag eine aktive Rolle: Sie gestalten Freizeitangebote, organisieren Kochabende, kümmern sich um den Garten oder unternehmen gemeinsame Ausflüge. „Sie bringen frischen Wind in die Gemeinschaft und sind gleichzeitig Vorbilder für die jungen Erwachsenen – wie leben Gleichaltrige ohne psychische Erkrankung, wie gestalten sie ihren Alltag?“, so Johnsson. Im Gegenzug können die Studierenden wertvolle soziale Erfahrungen sammeln, Vorurteile abbauen – und profitieren von einer günstigen Wohnmöglichkeit.
Betreut wird die Wohngemeinschaft durch ein erfahrenes Team aus zwei Sozialpädagoginnen und einem Psychologen. Neben der intensiven fachlichen Begleitung gibt es Schulungen und Ansprechmöglichkeiten auch für die Studierenden. Besonders wichtig ist die Startphase: „Das inklusive Wohnprojekt ist für uns alle neu – mit allen Chancen, aber auch Herausforderungen, die das gemeinsame Leben mit sich bringt“, sagt Johnsson.
Die Idee für das Projekt entstand bereits vor einiger Zeit – die Umsetzung wurde durch das Vertrauen der Seidlhof-Stiftung möglich. „In einer Region, in der Immobilien für soziale Projekte rar sind, ist dieses Landhaus für uns ein echter Glücksfall“, betont Johnsson. Der Bedarf ist groß: Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen bei Jugendlichen seit der Corona-Pandemie stark zugenommen haben. Viele kämpfen mit Angstzuständen oder Depressionen, die ihren Weg in ein eigenständiges Leben erschweren. „Hier wollen wir einen Beitrag leisten – mit einem Zuhause, das Sicherheit gibt, Gemeinschaft ermöglicht und Entwicklung fördert“, so Johnsson weiter.
Langfristig soll das „Landhaus Gräfelfing“ Vorbildcharakter haben. „Wir wünschen uns, dass daraus weitere inklusive Wohnformen entstehen – bei der AWO München-Land und vielleicht auch darüber hinaus“, sagt Maier. „Denn der Bedarf an qualitativ hochwertigen Jugendhilfemaßnahmen ist deutschlandweit enorm.“
Für den AWO Kreisverband München-Land ist das Projekt Ausdruck seines Selbstverständnisses: Mut, Innovation und soziales Engagement für neue Zielgruppen. „Es ist ein Wagnis – wie alle neuen Wege“, fasst Johnsson zusammen. „Aber wir gehen ihn mit Leidenschaft, Kompetenz und einem starken Team. Und genau das ist es, was die AWO seit jeher ausmacht.“
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