Funktionstüchtige Fahrräder – ein Stück Freiheit für junge Flüchtlinge
Die unbegleiteten jungen Flüchtlinge in Kirchheim sind ihrer Unabhängigkeit einen Schritt näher gekommen. Alle 22, die dort von Mitarbeitern des AWO Kreisverbandes München-Land betreut werden, haben jetzt Fahrräder zur Verfügung, um zur Schule zu fahren oder den Weg zur 1,7 Kilometer entfernt liegenden S-Bahnstation zurücklegen zu können. Diesen „Luxus“ haben sie dem Lions-Hilfswerk Münchner Kindl e.V. zu verdanken, das mit einer großzügigen Spende den Ankauf von funktionstüchtigen Rädern finanzierte. Den Rest übernahm ein privater Spender.
„Die Debatte um die Flüchtlinge berührt uns alle sehr und beschäftigt uns immer wieder“, sagt Friederike Brodhun vom Lions-Club. Lange hätten sie gemeinsam überlegt, wie sinnvolle Hilfe für geflüchtete Menschen, die in und um München leben, aussehen könnte. Als die Mitglieder des Lions-Clubs hörten, dass in Kirchheim für Jugendliche Fahrräder gesucht würden, stand für sie schnell fest: „Das ist eine gute Sache. Die Kosten dafür übernehmen wir.“
Ein Geschenk, das bei den Jungs gut angekommen ist. Mit dem Rad ist der Weg zur Schule und zur S-Bahnstation jetzt ein Katzensprung. Vom Geschäft am Ostbahnhof ging es gleich per Fahrrad nach Hause. Dominik Hübner, Leiter der Kirchheimer AWO- Einrichtung, wünscht sich jetzt noch Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft, die zum Beispiel mal hinlangen, wenn ein Rad kaputt geht. Hübner: „Ehrenamtliche Hilfe ist bei uns immer willkommen. Nicht nur zur Radl-Reparatur, sondern vor allem auch bei den Hausaufgaben und beim Lernen!“
Über den Großeinkauf hat sich auch der Fahrradladen „Dynamo Fahrradservice Biss e.V.“ am Ostbahnhof gefreut. Das Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, Benachteiligte und von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen in der sozialen, beruflichen und allgemeinen Bildung zu fördern. In dem sozialen Betrieb werden von Beschäftigten im zweiten Arbeitsmarkt defekte Fahrräder in der Werkstatt wieder flott gemacht und im angrenzenden Laden verkauft. Der Verein gilt als Sprungbrett für Arbeitslose.
Hintergrund:
Der AWO Kreisverband München-Land ist seit der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 in der Betreuung unbegleiteter Flüchtlinge aktiv. In Neubiberg entstand die erste Wohngruppe mit neun Jugendlichen. Im Herbst 2016 kamen in Kirchheim zwei weitere Wohngruppen mit insgesamt 22 Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea dazu. Während eine Gruppe rund um die Uhr betreut wird, wird die andere mit relativ offenen Strukturen zur Selbständigkeit hingeführt. AWO Betreuer*innen unterstützen sie auf ihrem Weg ins Leben und bei der Weiterentwicklung ihrer sozialen, kulturellen und sprachlichen Kompetenzen. Mehrere Jungs haben in diesem Jahr den Quali geschafft und für eine ganze Reihe von ihnen beginnt im September die Berufsausbildung.