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Pressegespräch der Wohnungsnotfallhilfe am 2. März 2017

  • Die Wohnungsnotfallhilfe war 2016 in 1210 Fällen aktiv
  • Schaffung einer Beratungsstelle für Obdachlose geplant
  • Gebrauchsanweisung zur Wohnungssuche in mehreren Sprachen

 

 

Teilnehmer an diesem Pressegespräch:

 

Max Wagmann, Vorsitzender des Präsidiums des AWO Kreisverbandes München-Land Michael Germayer, Vorstand des AWO Kreisverbandes München-Land Stefan Wallner, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe Tanja Fees, Soziale Beratung für Obdachlose

 

Die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) im Landkreis München feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Seit August 2007 ist die FOL, eine Abteilung der Wohnungsnotfallhilfe des AWO Kreisverbandes München-Land, in den 29 Gemeinden des Landkreises im Einsatz. In diesem Zeitraum haben die Mitarbeiter Hunderte von Frauen, Männer und Kindern vor der Obdachlosigkeit bewahrt. Seit dem Bestehen der Fachstelle wurden insgesamt 9851 Haushalte betreut.

Zehn Jahre FOL heißt nicht, dass im Landkreis München alle Probleme gelöst sind: Nach wie vor herrscht „Wohnungsarmut“. Die einen haben kein Dach über dem Kopf, die anderen macht die Miete im wahrsten Sinne des Wortes arm. Immer mehr Menschen haben keinen gesicherten Mietvertrag oder wohnen in unzumutbaren Verhältnissen.

 

Daten und Fakten im Überblick:

Die kostenlose Beratung kann von allen Bürgern des Landkreises in Anspruch genommen werden, wenn sie wegen Mietschulden, Kündigung oder einer Räumungsklage Gefahr laufen, die Wohnung zu verlieren. Träger der Wohnungsnotfallhilfe ist der AWO Kreisverband München-Land; Kostenträger ist der Landkreis München. Oberstes Ziel der Beratung ist der Erhalt des Wohnraums.

 

2016 sind die Mitarbeiter der Wohnungsnotfallhilfe in 1210 Fällen aktiv geworden. In fast Dreiviertel der Fälle, das heißt bei 71,4 Prozent, konnte der Wohnraum erhalten oder neuer gefunden werden. Die Hälfte der Gefährdeten nimmt vor einer drohenden Kündigung präventiv mit der Fachstelle Kontakt auf.

 

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 2391 Personen, davon 772 Kinder, im Landkreis von Obdachlosigkeit bedroht.

 

Das Angebot der schnell aufsuchenden Unterstützung bei drohenden Zwangsräumungen wurde 2016 deutlich ausgebaut. In diesen Fällen ist eine schnelle Reaktion notwendig, wenn das Unheil noch abgewendet werden soll. In den meisten Fällen ist das gelungen: Von den 98 drohenden Zwangsräumungen im Jahr 2016 endeten nur zehn Prozent in der Obdachlosigkeit.

 

Die Suche nach Wohnraum hat 2016 im Durchschnitt 157 Tage in Anspruch genommen.

 

Auf dem ohnehin überlasteten Wohnungsmarkt trifft der Personenkreis anerkannter Asylbewerber auf eine wachsende Zahl von EU-Bürgern, die aufgrund der freizügigen Ortswahl hier leben und arbeiten wollen. Als Bürger des Landkreises München nehmen sie die Beratung durch die Wohnungsnotfallhilfe in Anspruch. Die Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten sind für alle Beteiligten eine große Barriere in der Beratung und bei einem möglichen Vertragsabschluss.

 

Die Arbeit der FOL rechnet sich für den Landkreis: 1748 Frauen Männer und Kinder wären auf der Straße gestanden, wenn die FOL nicht erfolgreich eingegriffen hätte. Die Unterbringung einer Person kostet im Monat 750 Euro. Mehr als 2,5 Millionen Euro konnten so eingespart werden. (s. S. 20 des Berichts)

 

Das ist geplant: Sorgen macht dem Team der Wohnungsnotfallhilfe die fehlende Beratungsmöglichkeit für Obdachlose, die nicht in den vier Gemeinden des Landkreises leben, die sich in ihren Unterkünften eine eigene Beratung leisten. Nach Absprache mit der Arbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrtsverbände hat die Wohnungsnotfallhilfe dem Landratsamt den Anstoß für die Schaffung einer Beratungsstelle gegeben. Die „schnelle Eingreiftruppe“ soll zur Stelle sein, wenn Menschen obdachlos werden und akut Unterstützung brauchen. Die AWO ist im Gespräch mit dem Landkreis.

 

Im Vergleich zum Jahr 2012 ist ein großer Anstieg von EU Bürgern feststellbar; ein Anstieg in diesem Zeitraum von 98 auf 245 Personen. Zur schwierigen Wohnsituation kommt die Sprachbarriere hinzu. Das ist nicht nur bei den EU-Bürgern der Fall, sondern auch bei den anerkannten Asylbewerbern, die auf Wohnungssuche sind. Um diese schneller zu überwinden gibt es ab März ein Angebot auf der Homepage des AWO Kreisverbandes: „Suchen-finden-wohnen“, ein mehrsprachiges Hilfsangebot zur Wohnungssuche, geht im März auf www.awo-kvmucl.de online.

 

Weitere Angebote der Wohnungslosenhilfe: Mit dem Unterstützten Wohnen werden Menschen unterstützt, die ihr Leben aufgrund mehrerer Faktoren im Moment alleine nicht bewältigen können. 2016 wurden von der AWO 28 Personen unterstützt, 61 waren es im Landkreis insgesamt, denn auch andere Träger sind hier aktiv. Ziel ist es, die Lebensverhältnisse dieser Menschen zu stabilisieren und den Wohnraum auf Dauer zu erhalten. Unterstütztes Wohnen kann für bis zu eineinhalb Jahren genehmigt werden.

Seit 2009 bietet die AWO München-Land Obdachlosenberatung an. Die Gemeinden Planegg, Gräfelfing und Höhenkirchen-Siegertsbrunn nehmen diese für ihre Unterkünfte in Anspruch. Mitarbeiterin Tanja Fees hat im vergangenen Jahr dort 47 Bürgerinnen und Bürger unterstützt. 17 Personen haben eine Wohnung mit Mietvertrag bezogen. Ein Anliegen ist es, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen im Sinne des Empowerment-Ansatzes zu stärken. Der Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben dieser Menschen soll so vergrößert werden.

 

Wohnbau-Genossenschaft: Auch zur Versorgung mit Wohnraum will die AWO ihr Scherflein beitragen. Bereits im Jahre 2013 wurde die AWOhnbau ins Leben gerufen. Die Wohnbau-Genossenschaft engagiert sich für bezahlbaren Wohnraum im Münchner Landkreis. Unter dem Dach der AWO können Privatleute ebenso wie Körperschaften und Gemeinden Anteile an der Genossenschaft erwerben. Max Wagmann, Vorsitzender des Präsidiums, geht davon aus, dass in Kürze der Startschuss für das erste Bauvorhaben fällt.