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Aktuelles aus dem Kreisverband

Die soziale Schuldnerberatung der AWO – mehr als eine Bereinigung der Schulden

Das Beraterteam der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung will mehr als nur Symptome kurieren: (v.l.) Katja Dörig, Rano Lübke, Thomas Wennmacher, Dorothea Riekert, Charlotte Engel und Beate Berndl.

Landkreis – Das Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung kuriert mehr als nur die Symptome – Seine Werkzeuge sind Zeit und Empathie – Ein Blick in den Arbeitsalltag

 

Mit den Schulden verhält es sich wie mit der Gesundheit: Bei Kopfschmerzen können wir eine Tablette nehmen oder wir versuchen zu klären, warum wir Schmerzen haben. Vielleicht brauchen wir nur mal wieder Ruhe oder einen langen Spaziergang an der frischen Luft. Die Tablette dient der schnellen Beseitigung des Symptoms, aber die Wahrscheinlichkeit, dass bald wieder Kopfschmerzen auftreten, bleibt. Nach den Ursachen sucht auch die soziale Schuldnerberatung: Uns, dem Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung, geht es bei der Beratung um mehr als nur um die Beseitigung der Symptome.

 

Eine Überschuldungssituation entsteht nicht über Nacht. Sie entwickelt sich schleichend über eine lange Zeit. Betroffene versuchen oft lange, die Situation allein zu meistern und Löcher mit geliehenem Geld zu stopfen. Um Hilfe bitten und sich Rat zu holen, heißt sich einzugestehen, dass man selbst nicht mehr weiter weiß. Und das kostet Überwindung.

 

Manch einer hatte vorher alles gut im Griff, ist verheiratet, hat Kinder, lebt in einer gesicherten Wohnsituation, verfügt über ein gutes Einkommen. Dann die Trennung – sie ist neben Krankheit und Arbeitslosigkeit einer der Hauptgründe, warum Menschen in die Überschuldung geraten. Zusätzlich brachte in den vergangenen beiden Jahren Corona viele Menschen in Kurzarbeit und gingen Nebenjobs in der Gastronomie oder anderen Branchen verloren.

 

Die Gründe für eine Überschuldung sind vielfältig – kein Fall gleicht dem anderen, wissen wir als Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung aus Erfahrung. Genaues Hinschauen ist gefragt. Die Situation kann auch psychische Ursachen haben. Steckt hinter den hohen Versandhausschulden eine Kaufsucht? Es gibt Fälle, in denen der Lebenspartner zum Beispiel an einer Alkoholsucht leidet und das Geld „vertrinkt“. Die komplexe Lebenssituation, die zu den Schulden führte, kann oft nicht in einem Gesprächstermin erfasst werden. Erst muss sich ein Vertrauensverhältnis zwischen dem in Not Geratenen und uns als Berater*innen entwickeln.

 

Flüchtlingen und Asylsuchenden ist aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse der Umgang mit Behördenschreiben und unserem Finanzsystem zusätzlich erschwert. Häufig nehmen die Menschen bei ihrer Ankunft aus Unwissenheit Kredite auf und schließen überteuerte Verträge ab. Fehlt dann noch die Arbeitserlaubnis, sind die ersten Schritte auf dem Weg in die Verschuldung bereits getan.

 

In einer teuren Region wie dem Landkreis München ist mit Eintritt ins Rentenalter das Einkommen zur Deckung des Lebensunterhaltes oft zu niedrig. Hier können Anträge auf Hilfen gestellt werden. Aus Scham wird jedoch oft zu lange gewartet, sich Hilfe zu holen, und die Rückstände wachsen schnell an. Es fällt auf, dass gerade ältere Menschen einen erhöhten Redebedarf haben und Ansprache suchen. Zeit und Empathie sind hier wichtige Werkzeuge, die die soziale Schuldnerberatung von einer gewerblichen unterscheiden.

 

Als soziale Schuldnerberatung geben wir darüber hinaus auch Tipps, wo man Geld sparen kann. Wir prüfen die Einkommenssituation im Verhältnis zu den Ausgaben, zeigen, wie man ein Haushaltsbuch führt, helfen beim Kündigen von Verträgen und prüfen die Versicherungssituation.

 

Wir – das Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung des Kreisverbandes München Land e.V. – bieten eine umfassende, kostenfreie Beratung für alle Bürger*innen des Landkreis München. Unsere Berater*innen haben seit Anfang dieses Jahres über 180 Schuldnerberatungs- und mehr als 130 Insolvenzberatungsfälle (Stand 15.06.2022) bearbeitet.

 

Gerne bieten wir Landkreisbürger*innen mit Schulden die Chance, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Sie erreichen uns unter Mo – Do von 9 – 17 Uhr und Fr von 9 – 14 Uhr unter Telefon 089 – 67 20 87 176 und per Mail sib@awo-kvmucl.de . Nutzen Sie unsere Telefonsprechstunde am Mittwoch von 16 – 17 Uhr. Im Internet finden Sie uns unter www.awo-kvmucl.de

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