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Kinder & Jugend

Die AWO Schuldnerberatung warnt: Mit der Inflation steigt das Schuldenrisiko

Landkreis – „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“ – so lautet das Thema der Aktionswoche der Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) vom 12. bis 16. Juni 2023.

„Wir spüren alle deutlich, dass die Preise für Lebensmittel ebenso ansteigen wie die für Energie und Mieten“, sagt Stefanie Sonntag, Leitung der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung des Kreisverbands München-Land e.V. „Besonders hart trifft es Haushalte mit knappem Einkommen, die es schon vor dem Anstieg der Inflation kaum geschafft haben, über die Runden zu kommen. Für Bezieher*innen von Sozialleistungen wird es immer schwieriger.“

Wenn bereits deutlich mehr als ein Drittel des Einkommens für die Wohnungsmiete ausgegeben werden müsse, wie dies im Landkreis oftmals der Fall sei, seien die stark gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten kaum mehr zu stemmen, ohne das Konto zu überziehen, sagt Sonntag. Hinzu kommt, dass der ohnehin schon teure Dispokredit noch kostspieliger wird. Aber gerade Haushalte mit knappem Einkommen müssen diesen viel häufiger nutzen. Ebenso wird es für manche Familie, die sich ein Eigenheim geleistet hat, ein böses Erwachen geben, wenn die Anschlussfinanzierung nach dem Auslaufen der Zinsbindung und der Neuverhandlung spürbar teurer wird.

„Betroffene bemühen sich, die Löcher zu stopfen. Aber auf die Beratungsstellen kommt zeitverzögert eine steigende Nachfrage zu“, sagt Sonntag. Das belegt die jüngste Umfrage der AG SBV. Der Beratungsbedarf wächst deutlich. Den Schuldnerberatungsstellen kommt als erste Anlaufstelle eine wichtige Funktion
in der Information der Menschen zu – hier kann über Ansprüche und Verfahrenswege
aufgeklärt und der Zugang zu existenzsichernden Leistungen aufgezeigt werden.

Erreichbarkeit der Behörden ist erforderlich

Die Hilfesuchenden ebenso wie die Beratenden sind zwingend auf
die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit der zuständigen Behörde angewiesen. Wie eine
Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (BAGFW) belegt, sind viele Jobcenter in Folge der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen nach wie vor schlecht erreichbar. Beratungsprozesse und die Auszahlung von existenzsichernden Maßnahmen ziehen sich hin, Fristen können nicht eingehalten

werden. Und auch der Forderung nach einfachen, verständlichen und gebündelten Anträgen für die Betroffenen schließt sich die AWO Schuldner- und Insolvenzberatung an.

Mehr Infos auf der AWO Homepage www.awo-kvmucl.de/sozialservice-uebersicht/

Haben auch Sie festgestellt, dass Ihre monatlichen Ausgaben gestiegen sind? Mit dem Inflationsrechner können Sie Ihre persönliche Inflationsrate ausrechnen:

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07.06.2023

Die digitale Welt erschwert die Hilfe für Wohnungslose und Schuldner

Landkreis – Corona, der Ukraine-Krieg, Inflation und Zukunftsfragen beschäftigen die Menschen. Ganz oben steht die Angst, mit den steigenden Kosten die Wohnung zu verlieren oder in den Schulden zu versinken. Entsprechend groß ist die Zahl der Anfragen bei der AWO Wohnungsnotfallhilfe und der Schuldnerberatung des Landkreises München. Im vergangenen Jahr haben 2.429 Bürger, darunter 376 Kinder, den Kontakt gesucht, um sich wegen drohenden Verlusts der Wohnung beraten lassen, wie aus der Statistik hervorgeht. 362 suchten Hilfe in der Schuldnerberatung.

225 Landkreis-Bürger*innen, darunter 76 Kinder, mussten 2022 als obdachlos eingewiesen werden. Um sie nimmt sich die AWO Wohnungslosenberatung an, die in drei Verbünden mit 22 Gemeinden einen Vertrag geschlossen hat. Bis zum Ende des Jahres konnten 94 von ihnen – das sind 42 Prozent – die Notunterkunft wieder verlassen. 46 Prozent davon bezogen eine Wohnung mit Mietvertag, 15 Prozent eine
Sozial-/Gemeindewohnung, vier Prozent kamen in eine stationäre Einrichtung oder ins Seniorenheim.

2012 hatten 26 Prozent der Bürger, deren Wohnraum damals gefährdet war, eigene Einnahmen wie Rente oder Arbeitslohn, waren als Selbstständige beschäftigt oder verfügten über Lohn mit ergänzenden Leistungen. Heute trifft das bereits auf 55 Prozent der Hilfesuchenden zu.

Schöne neue Welt mit QR-Code

Stark zugenommen hat vor allem in der Corona-Zeit die digitale Beratung und die Hilfe am Telefon. Sie macht mehr als die Hälfte der Beratungen aus. Stefan Wallner, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe, sieht das skeptisch. „Wie kann ich den Menschen und seine Probleme im Internet oder am Telefon einschätzen?“ fragt Wallner. „Wie erkenne ich am Telefon einen Messi? Wie stelle ich fest, ob ein Ratsuchender Trinker ist?“ Und wie einem Hilfesuchenden den QR-Code erklären, mit dem er sich Formulare herunterladen kann?

Hinzu kommt das Pingpong-Spiel mit den Behörden. Wallner: „Wo früher im persönlichen Gespräch die Probleme erörtert und gemeinsam gelöst wurden, verschwinden sie heute im digitalen Nirwana. Antragsformulare werden ausgefüllt, losgeschickt und landen in einer großen Wolke, der sogenannten Cloud. Wie es weitergeht, das ist die Frage. Was sage ich dem Klienten, dessen Schicksal von der Antwort abhängt?“

Mitarbeitern geht die Luft aus

Hilfestellung in enger Zusammenarbeit, das ist das Ziel des AWO Sozialservice.  Aber auch bei der Schuldner- und Insolvenzberatung ziehen sich Antrag und Bearbeitung oft über Monate hin. Die Klienten sind die Leidtragenden, aber auch den Mitarbeiter*innen geht die Luft aus.

„Wir wollen den Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen, aber dafür bleibt immer weniger Zeit“, sagt Stefanie Sonntag, Leitung des SozialService. Das sieht sie als einen Grund, warum viele Sozialarbeiter*innen an ihrem Job zweifeln. Sonntag: „Ohne Erfolgserlebnis macht die Arbeit keinen Spaß. Digitalisierung und anonyme Arbeitsprozesse fressen so viel Beratungszeit, dass für die umfassende Beratungsarbeit, die eigentlich erforderlich ist, nicht mehr viel Zeit bleibt.“

Gründe für die Überschuldung sind Niedrigeinkommen in einem immer teurer werdenden Landkreis. Aber auch Verlust der Arbeit oder Schicksalsschläge wie Krankheit oder Unfall führen in die Verschuldung. „Je früher die Unterstützung der Schuldnerberatung geholt wird, desto schneller kann der Mensch wieder schuldenfrei leben“, sagt Stefanie Sonntag.

Auch der AWO Betreuungsverein sieht immer mehr Menschen, die ihr Leben lang die Verantwortung für sich getragen haben und nun wegen der Digitalisierung und der immer komplizierteren Antragsflut den Überblick verlieren. Kommt noch eine Erkrankung hinzu, ist Unterstützung durch eine gesetzliche Betreuung notwendig.

20.04.2023

AWO punktet in Planegg mit Suppenküche und Escape-Game

Landkreis – Wenn der SozialService einlädt ein, dann lassen sich Politiker und Wohnungs-Experten aus dem Landkreis München nicht zweimal bitten. Auch zur diesjährigen Suppenküche kamen alle, selbst wenn der Regen zeitweise in die dampfende Suppe tröpfelte. Traditionell ist diese Veranstaltung die Gelegenheit, über das Thema Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit mit AWO Vorstand Michael Germayer und Stefan Wallner, dem Leiter der AWO Wohnungsnotfallhilfe, ins Gespräch zu kommen.

„Wir spüren hier etwas von der Lebenssituation der Menschen, die keine Wohnung finden“, sagte Martin Berni. Der Leiter der Straßenambulanz in Ingolstadt zog sich unter die schützende Plane zurück. Doch die Wohnungslosen sollten mehr haben als eine Plane über den Kopf. „Die AWO sorgt dafür, dass das soziale Gesicht im Landkreis ein freundliches ist“, lobte stellvertretender Landrat Otto Bußjäger in seiner Begrüßung. Der wirtschaftliche Abstieg könne im reichen Landkreis München schnell gehen, gab Bußjäger zu bedenken. „Gut, dass es als Auffangnetz die AWO gibt“, sagte er und prophezeite, dass auf den Sozialverband viel Arbeit zukomme.

Auch Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel bedankte sich für das Netzwerk, das die AWO aufgebaut habe und das für die Menschen in der Gemeinde hilfreich sei. Das bestätigten der Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler, Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger und seine Stellvertreterin Judith Grimme sowie Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux. Auch J. Fisch, stellvertretender Leiter des Jobcenters, baut auf weitere gute Zusammenarbeit mit der AWO.

Für die Zubereitung der Suppe erhielten Tanja Fees, Wohnungsnotfallhilfe, und ihr Freund Markus tatkräftige Unterstützung von Maria, Hans und Marco. Die drei Mitarbeiter von Beckman Coulter, einem der weltweit führenden Hersteller von Messinstrumenten und Assays für die Medizin, halfen anlässlich eines Social Days bei der Zubereitung der Suppe. Statt für messgenaue Laborwerte sorgten sie für ein warmes Essen und waren dabei sehr zufrieden. „Uns macht das großen Spaß“, stellten sie fest und wollen gerne wieder helfen.

Zurück in die Gesellschaft – Kein Kinderspiel

Neben der Suppenküche lud der AWO Kreisverband München-Land e.V. zum Escape-Game mit dem Titel „Willkommen im Behördendschungel“ ein. Die Veranstaltung für Jung und Alt, organisiert in Kooperation mit der Würmtal-Insel, zeigte spielerisch, wie schwierig es sein kann, nach einem Schicksalsschlag den Weg durch den Behördendschungel zurück in Gesellschaft zu finden. „Das verlangt viel Geduld und Geschicklichkeit“, stellte Katharina fest und fischte mit einer Gerte nach dem Dach ihres Hauses. „Wer die Geduld verliert, hat verloren“, weiß sie jetzt.

Landkreis – Wenn der SozialService einlädt ein, dann lassen sich Politiker und Wohnungs-Experten aus dem Landkreis München nicht zweimal bitten. Auch zur diesjährigen Suppenküche kamen alle, selbst wenn der Regen zeitweise in die dampfende Suppe tröpfelte. Traditionell ist diese Veranstaltung die Gelegenheit, über das Thema Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit mit AWO Vorstand Michael Germayer und Stefan Wallner, dem Leiter der AWO Wohnungsnotfallhilfe, ins Gespräch zu kommen.

„Wir spüren hier etwas von der Lebenssituation der Menschen, die keine Wohnung finden“, sagte Martin Berni. Der Leiter der Straßenambulanz in Ingolstadt zog sich unter die schützende Plane zurück. Doch die Wohnungslosen sollten mehr haben als eine Plane über den Kopf. „Die AWO sorgt dafür, dass das soziale Gesicht im Landkreis ein freundliches ist“, lobte stellvertretender Landrat Otto Bußjäger in seiner Begrüßung. Der wirtschaftliche Abstieg könne im reichen Landkreis München schnell gehen, gab Bußjäger zu bedenken. „Gut, dass es als Auffangnetz die AWO gibt“, sagte er und prophezeite, dass auf den Sozialverband viel Arbeit zukomme.

Auch Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel bedankte sich für das Netzwerk, das die AWO aufgebaut habe und das für die Menschen in der Gemeinde hilfreich sei. Das bestätigten der Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler, Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger und seine Stellvertreterin Judith Grimme sowie Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux. Auch J. Fisch, stellvertretender Leiter des Jobcenters, baut auf weitere gute Zusammenarbeit mit der AWO.

Für die Zubereitung der Suppe erhielten Tanja Fees, Wohnungsnotfallhilfe, und ihr Freund Markus tatkräftige Unterstützung von Maria, Hans und Marco. Die drei Mitarbeiter von Beckman Coulter, einem der weltweit führenden Hersteller von Messinstrumenten und Assays für die Medizin, halfen anlässlich eines Social Days bei der Zubereitung der Suppe. Statt für messgenaue Laborwerte sorgten sie für ein warmes Essen und waren dabei sehr zufrieden. „Uns macht das großen Spaß“, stellten sie fest und wollen gerne wieder helfen.

Zurück in die Gesellschaft – Kein Kinderspiel

Neben der Suppenküche lud der AWO Kreisverband München-Land e.V. zum Escape-Game mit dem Titel „Willkommen im Behördendschungel“ ein. Die Veranstaltung für Jung und Alt, organisiert in Kooperation mit der Würmtal-Insel, zeigte spielerisch, wie schwierig es sein kann, nach einem Schicksalsschlag den Weg durch den Behördendschungel zurück in Gesellschaft zu finden. „Das verlangt viel Geduld und Geschicklichkeit“, stellte Katharina fest und fischte mit einer Gerte nach dem Dach ihres Hauses. „Wer die Geduld verliert, hat verloren“, weiß sie jetzt.

28.03.2023

Gerichtsvollzieher im Rathaus Oberhaching – Gespräch zu einem brisanten Thema

Landkreis -­ Eine Wohnung wird zwangsgeräumt. Das ist eine Situation, die alle Beteiligten an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Die Menschen, die ihre Wohnung verlieren, genauso wie die Gerichtsvollzieher, die den Beschluss vollziehen. Und auch die zuständigen Mitarbeiter*innen in den Kommunen lassen solche extremen Situationen nicht kalt.

Wie mit solchen Ausnahmesituationen umgehen?

Stefan Wallner, Leiter der AWO Wohnungsnotfallhilfe für den Landkreis München, hat die Initiative ergriffen und die Gemeinden im Wohnungslosenberatungs-Verbund Süd-West-Nord zu einem Workshop zu diesem brisanten Thema eingeladen. Zwei Gerichtsvollzieher vom Amtsgericht München, tätig im Landkreis München, informierten und diskutierten mit den 30 Teilnehmer*innen aus 22 Kommunen. Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle hatte dafür den Sitzungssaal im Rathaus zur Verfügung gestellt.

Schnell war klar, wie viel die Praktiker miteinander zu bereden hatten. „Wir sind gerne gekommen“, stellten die Gerichtsvollzieher übereinstimmend fest. Offen beantworteten sie die Fragen der Rathaus-Mitarbeiter*innen, die die Möglichkeit zum Austausch gerne nutzten. Das persönliche Gespräch sei ihnen wichtig, sagte die Gerichtsvollzieherin, denn es biete die Chance für alle Beteiligten, strittige Punkte zu klären. „Auch für uns ist die Räumungssituation belastend“, gaben die Gerichtsvollzieher offen zu.

Der Personenkreis, den eine solche Räumung betrifft, ist vielschichtig und nicht immer einsichtig. In Ausnahmefällen ist bei der Räumung sogar die Polizei dabei, um Schlimmeres zu verhindern. Oft müssen Sprachbarrieren überwunden werden. Leben Kinder in der zu räumenden Wohnung, wird die Lage noch schwieriger.

Die Vertreter der Ämter atmen auf, wenn die AWO Wohnungsnotfallhilfe FOL bei der Zwangsräumung mit dabei ist. Seit mehreren Jahren betreut sie Menschen, die Ihre

Wohnung verlieren, vor und nach der Räumung. Die FOL-Mitarbeiter*innen nehmen mit ihnen vorher Kontakt auf, gehen hin und bieten Hilfe an. Die einen weinen, die anderen schlagen die Tür zu, andere machen gar nicht erst auf. „Die meisten aber sind dankbar, dass einfach jemand an ihrer Seite ist und sie durch den schweren Prozess der Zwangsräumung begleitet“, hat Wallner beobachtet. Insgesamt hat die AWO Wohnungsnotfallhilfe im vergangenen Jahr im Landkreis 59 Menschen zum Thema Zwangsräumung beraten.

In einzelnen Fällen gelang es, in letzter Sekunde die Wohnung zu retten, weil Jobcenter oder Landratsamt sich zu einem Mietschuldendarlehen durchringen konnten. Damit waren Gerichtsvollzieher und Möbelpacker arbeitslos.

Fazit: Gerichtsvollzieher, Rathaus-Mitarbeiter*innen und AWO wollen noch enger kooperieren, um den Betroffenen bestmöglichen Beistand zu gewähren.

08.12.2022

Siemens Caring Hands e.V. versorgt Flüchtlinge mit Laptops und Smartphones

Landkreis – Das Smartphone zu Hause vergessen? Und schon fühlt man sich im Alltag verloren. So erging es vielen tausend Flüchtlingen aus der Ukraine, die ohne Laptop oder Smartphone vor dem Krieg geflohen sind. Sie stehen da ohne Verbindung zu ihren Angehörigen in der Heimat und in die digitale Welt.

Um bestmögliche Hilfe zu leisten hat der gemeinnützige Verein Siemens Caring Hands e.V. über 3000 Laptops und Smartphones inclusive Tastaturen mit kyrillischer Schrift, Webcams, Mäuse und SIM-Karten an verschiedene Organisationen gespendet, um auf diesem Wege ukrainischen Flüchtlingen in der Tschechischen Republik, Deutschland, Ungarn und Polen zur Verfügung zu stellen.

Ermöglicht wurde diese Spendeninitiative durch die Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation AfB gGmbH, einem langjährigen Partner der Siemens IT. AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderungen) ist darauf spezialisiert, gebrauchte IT- und Mobilgeräte aufzuarbeiten und wieder zu verkaufen. Sie schafft damit Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, verlängert durch die Wiederaufarbeitung den Lebenszyklus der Geräte und unterstützt die Nachhaltigkeit.

Insgesamt wurden im Großraum München im Rahmen dieses Projekts über 800 Laptops und Smartphones gespendet. Diese Kooperation beinhaltet u.a. 240 Laptops, die initiiert von der Stadt München unter anderen an den AWO Kreisverband München-Land e.V., die freie Ukrainische Universität und das Info Zentrum Migration und Arbeit gingen. Die AWO stellt sie den betreuten Flüchtlingen im Landkreis München zur Verfügung, dazu gehören 185 Ukrainer*innen in den Gemeinden Grasbrunn, Haar, Putzbrunn, Gräfelfing und Planegg.

Michael Germayer, Vorstand des AWO Kreisverbands München-Land e.V., begrüßt diese Unterstützung. „Wir wollen mit unserer Hilfe den Geflüchteten den Weg in die Gesellschaft ebnen helfen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die moderne Kommunikation. Sie ist heute auch Voraussetzung, um sich hier erfolgreich zu bewerben und Arbeit zu finden“, so Germayer.

Ein Flüchtling schrieb, dass er dank des gespendeten Laptops auf das Internet zugreifen konnte, um Deutsch zu lernen und seine Integrationsziele zu erreichen. Einem anderen gibt der Laptop die Chance, neue Office-IT-Fähigkeiten zu erwerben.  Ein 26jähriger Ukrainer aus einer Unterkunft in Planegg hat geschrieben: „Ich brauche einen Laptop, weil ich an einem Online-Orientierungskurs teilnehme. Außerdem kann ich so mein Deutsch weiter verbessern, zum Beispiel durch Videos.“ Nach dem Abschluss des B2-Deutschkurses will er eine Ausbildung beginnen.

Der AWO Kreisverband München-Land e.V. bedankt sich bei Siemens Caring Hands e.V., AfB und der Stadt München für die Unterstützung.

24.11.2022

Wohnungslosigkeit – AWO Workshop zu einem komplexen Thema

Landkreis – Die Rechtslage im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit wird immer komplexer. Die Mitarbeiter*innen in den Rathäusern des Landkreises werden von Fragen überrollt: Wer ist örtlich zuständig? Was sagt die neue Rechtsprechung? Was tun, wenn der Obdachlose psychisch krank ist?

Die AWO Wohnungsnotfallhilfe für den Landkreis München hat die Initiative ergriffen und ihre Gemeinden im Wohnungslosenberatungs-Verbund Süd-West-Nord zu einem Workshop eingeladen. Dr. Eugen Ehmann, Regierungspräsident von Unterfranken, Experte für die Rechtsfragen von Obdachlosigkeit in Kommunen, informierte und diskutierte mit den 40 Teilnehmer*innen aus 22 Gemeinden des Landkreises wichtige Rechtsfragen.

Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer hatte im Wolf-Ferrari-Haus einen Saal für die Fortbildung zur Verfügung gestellt. Es war das erste Gesamttreffen der drei Verbünde im Landkreis. Loderer liegt dieses „facettenreiche Thema“ am Herzen, wie er in seinen Begrüßungsworten feststellte. Er selbst habe erlebt, wie ein Wohnungsloser am Wochenende vor dem Rathaus auf ihn zukam und um Hilfe bat. „Eine Situation, mit der ich im Moment überfordert war“, stellte der Bürgermeister fest und war deshalb gerne bereit zu helfen, als Stefan Wallner, Leiter der AWO Wohnungsnotfallhilfe, einen Raum für den Workshop zur Obdachlosigkeit suchte. AWO Vorstand Michael Germayer bedankte sich für die schnelle Zusage. Das Thema Wohnungslosigkeit sei brisant und spitze sich laufend zu, auch in Hinblick auf die Entwicklung in der Ukraine.

Referent Dr. Eugen Ehmann startete seinen Vortrag mit einem der wichtigsten Punkte: Dem ewigen Streit zwischen den Kommunen über die örtliche Zuständigkeit. Welche Kommune ist zur Unterbringung verpflichtet? Dabei geht es nicht nur um Menschen, die zwischen den Kommunen des Landkreises pendeln, sondern immer öfter auch um Flüchtlinge aus Europa und dem Rest der Welt.

Zum Beispiel um die Ehefrau eines Spaniers, der erst in Oberschleißheim lebte, dann in einer Pension in München. Mit einem Touristenvisum, ausgestellt in Spanien, reiste die Frau, die ursprünglich aus der Dominikanischen Republik stammt, in München ein und bekam hier zwei Tage später ein Kind. Wer muss die dreiköpfige Familie unterbringen?

Anhand von Beispielen gelingt es dem Juristen Ehmann immer sehr schnell, die Zuhörer*innen mitzunehmen. Zur Frage der Zuständigkeit kommen weitere Probleme wie psychische Störungen oder die Tatsache, dass eine Person aufgrund ihres Verhaltens nicht untergebracht werden kann. Ehmann lieferte seinen Zuhörer*innen anhand von spannenden Fällen aus der Praxis Argumentationshilfen und Musterbescheide für die Arbeit im Alltag. Eine Hilfestellung, die bei den Teilnehmer*innen ankam. Ebenso wie Ehmanns Empfehlung zur Problemlösung: Man sollte immer miteinander im Gespräch bleiben.

„Die Rückmeldung zu diesem ersten Workshop war sehr positiv“, sagt Stefan Wallner. „Es hat das Wir-Gefühl und die konstruktive Zusammenarbeit der Vertreter aller Gemeinden, die sich unsere AWO Wohnungslosenberatung leisten, gestärkt“, so Wallner. Eine Folgeveranstaltung im kommenden Jahr sei bereits geplant. Wallner: „Das Thema Obdachlosigkeit wird sich verschärfen und geht uns alle an.“

05.10.2022

Stefan Wallner, Leiter der AWO Wohnungsnotfallhilfe, zu Gast beim Bundespräsidenten

Landkreis ­– Stefan Wallner, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe des AWO Kreisverbandes München-Land e.V., war am „Tag der Wohnungslosen“ (11. September 2022) zu einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue eingeladen. Dabei hatte er die Möglichkeit, seine Perspektiven aus der langjährigen Praxis im Landkreis München einzubringen.

„Ich habe teilgenommen als Vertreter des AWO Kreisverbands München-Land e.V. und speziell für die 15 Mitarbeiter*innen des SozialService, die sich Tag ein und Tag aus für Menschen engagieren, die ihre Wohnung verloren haben oder denen der Verlust droht“, sagt Stefan Wallner. Seine Bilanz nach dem Treffen: „Der Blick auf die bundesweiten Aktivitäten, den dieser Tag ermöglicht hat, hat sich gelohnt.“

Der Start der FOL, der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit im Jahr 2007, sei für den Landkreis ein großer Schritt in die richtige Richtung gewesen. Zug um Zug sei die FOL seither zur Wohnungsnotfallhilfe weiterentwickelt worden. Zum Beispiel durch das „Unterstützte Wohnen“, die Beschäftigung einer Immobilienmaklerin, die Kooperation mit Rechtsanwälten und Wohnungsbaugenossenschaften sowie der Unterstützung von Menschen am Tag der Zwangsräumung. Wallner: „Das alles passiert in einer kollegialen Zusammenarbeit mit den Gemeinden, dem Jobcenter, dem Landratsamt und den vielen anderen Trägern. In der Diskussion mit Politikern, Vertretern von Wohnungsämtern und Stiftungen aus ganz Deutschland hat sich gezeigt, dass nicht alle so gut aufgestellt sind“, sagt Stefan Wallner.

Entwicklungs- und Verbesserungspotential:

Doch auch im Landkreis München sieht Wallner noch Entwicklungs- und Verbesserungspotential: „Wir wünschen uns in allen Gemeinden des Landkreises ein Recht auf Beratung für die Menschen, die obdachlos werden. Wer seine Wohnung verliert, steht in der Regel vor einem ganzen Berg von Problemen. Oft ging der Arbeitsplatz verloren, gibt es gesundheitliche und/oder finanzielle Schwierigkeiten oder fehlen die sozialen Kontakte.“ Erst wenn diese „Baustellen“ geklärt seien, mache die Suche nach einer neuen Wohnung wirklich Sinn und sei der Mensch „mietfähig“.

Hintergrund:

Steinmeier: „Müssen gemeinsam dafür sorgen, dass niemand sein Zuhause verliert“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte am Tag der Wohnungslosen die Befürchtung, dass aufgrund der steigenden Preise im Herbst und Winter noch mehr Menschen in Deutschland ihre Wohnung verlieren. Das drohe etwa armen Menschen und Familien, die wegen der steigenden Preise ihre Miete oder Nebenkosten nicht mehr bezahlen könnten, sagte der Politiker am Sonntag bei einer Rede im Schloss Bellevue. „Wir müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass niemand, der wegen der steigenden Wohnkosten in Zahlungsschwierigkeiten gerät, sein Zuhause verliert oder sogar auf der Straße landet.“

14.09.2022

Fußballer des SC Gauting und AWO helfen ukrainischen Flüchtlingen

Landkreis ­– Der Krieg in der Ukraine hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. So haben sich unter anderen die Veranstalter der Lauf-Challenge des Gautinger SC angesichts der dramatischen Situation entschlossen, ihre Spendengelder der AWO Klawotte Gauting für die Ukraine-Hilfe zur Verfügung zu stellen. Bei einem Treffen in der Klawotte informierten Michael Germayer, Vorstand des AWO Kreisverbands München-Land e.V., und Silvia Herzinger, Leitung der Klawotte Gauting, Sebastian Dietzel, Mitorganisator der Lauf-Challenge, über die Verwendung der Gelder.

Eine beachtliche Summe geht an den Arbeitskreis Ausländerkinder e.V. in Gauting. Der Verein, der heuer sein 50jähriges Bestehen feiern kann, hat gerade besonders viel zu tun. Wie Leitung Marijana Pinkert mitteilte, ist zu den bisher betreuten Kindern eine große Zahl ukrainischer Kinder hinzugekommen. In enger Absprache mit der Klawotte werden mit den Spendengeldern die Jahresbeiträge für ukrainische Kinder übernommen. „Neben der täglichen Hausaufgabenbetreuung werden die Kinder schulisch gefördert und lernen in kleinsten Gruppen die deutsche Sprache. Zudem knüpfen sie erste Kontakte mit Gleichaltrigen, spielen und basteln“, sagte Pinkert, die selbst im Alter von elf Jahren als Flüchtlingskind währende des Jugoslawien-Kriegs nach Deutschland kam und weiß, wie schwer es für Kinder ist, neue Freunde und eine neue Heimat zu finden.

Für weitere fünf ukrainische Kinder wird der Arbeitskreis dank der Spende Anfang des Schuljahres die fehlenden Schulmaterialien bezahlen bis hin zu Sportsachen. Silvia Herzinger freute sich über diese Kooperation. Darüber hinaus wird auf ihren Vorschlag hin der Kauf von orthopädischen Schuhen für einen Ukrainer unterstützt. Er war in die Klawotte gekommen und hatte um Hilfe gebeten.

Von Günter Meier, stellvertretender Vorsitzender des AWO Kreisverbands Starnberg und Ortsvorsitzender in Gauting, kam der Vorschlag, einer Gautinger Familie finanzielle Hilfe zukommen lassen, die eine ukrainische Mutter mit Tochter bei sich aufgenommen hat. „Ihr wollen wir damit die Teilnahme an einem Schwimmkurs finanzieren, die Fahrt ins Schulcamp und den Fahrradkauf.“

„Wir freuen uns, dass wir mit dem Spendenlauf Gutes tun können“, sagte Sebastian Dietzel, der sich als Mitorgaisator über die Verwendung der Gelder informierte. Ein gutes Spendenziel wecke immer den Ehrgeiz der Teilnehmer*innen, stellte er fest. Für die diesjährige vierwöchige Challenge, die die Fußballer auch als konditionelle Vorbereitung auf die kommende Saison sahen, sammelten sie in 260 Läufen 2200 Kilometer. Möglich gemacht worden war die Challenge dank der Unterstützung diverser Sponsoren sowie von Bürgermeisterin und Schirmherrin Brigitte Kössinger. Einige Ukrainer seien bereits im SC sportlich aktiv, erzählte Dietzel.

„Sport beseitigt Hürden und verbindet die Menschen, auch dann, wenn die verbale Kommunikation noch schwierig sei“, bestätigte Meier und dankte für das soziale Engagement des Vereins in der Gemeinde. Die Sportler „ermöglichten es den Menschen, mitzuspielen“.

„Der Spendenfonds ist noch nicht ausgeschöpft“, sagte Michael Germayer. Es könnten weitere hilfsbedürftige Ukrainer unterstützt werden. Auch der SC Gauting könnte über Spendengelder verfügen, wenn er Kenntnis von einer Notlage habe. Germayer: „Es freut mich sehr, dass durch die Initiative des Gautinger SC und dort insbesondere von Klaus Rusche diese Kooperation zustande kam. Sie hat Menschen, die helfen wollen, zusammengebracht.“ Denn Menschen in ihrer Not zu helfen sei oberstes Anliegen der AWO.

21.07.2022

Die AWO rät: Vorsorgen – Schon mit 18, nicht erst mit 80

Landkreis – Beim Stichwort „Patientenverfügung“, „Vorsorgevollmacht“ oder „Betreuungsverfügung“ denkt man sofort an Senior*innen, die Unterstützung brauchen. Wer mitten im Leben steht, der schiebt diese Themen vor sich her nach dem Motto: Das ist wichtig, aber nicht jetzt.

„Dabei können solche Entscheidungen von einer Stunde auf die andere brisant werden“, sagt Melanie Müller, Mitarbeiterin des Betreuungsvereins des AWO Kreisverbandes München-Land e.V. Ein Unfall oder eine plötzlich auftretende Krankheit kündigen sich nicht lange an, sondern können eines Tages bittere Realität sein. Mit der Folge, dass wichtige Angelegenheiten des Lebens über Nacht dauerhaft oder vorübergehend nicht mehr selbst erledigt werden können. Gut für denjenigen, der für diesen Fall rechtzeitig Vorsorge getroffen hat. „Das ist kein großer Aufwand, im Bedarfsfall aber wichtig“, sagt Melanie Müller und empfiehlt die drei wichtigsten Verfügungen:

Patientenverfügung – Sie ist Grundlage für die Behandlung, wenn ein*e Patient*in aufgrund seiner/ihrer physischen und psychischen Situation nicht mehr selbst äußern kann, welche medizinischen Maßnahmen ergriffen werden sollen. Bei Menschen, die keine Verfügung haben, liegt die Entscheidung über die weitere Behandlung in den Händen der Ärzte. Melanie Müller rät, sich von einem Arzt des Vertrauens über die konkreten Folgen bestimmter medizinischer Maßnahmen oder deren Ausschluss beraten zu lassen.

Vorsorgevollmacht – In einer Vorsorgevollmacht wird schriftlich festgehalten, wer Entscheidungen treffen darf, wenn der/die Verfasser*in dazu nicht mehr in der Lage ist. Das können Familienangehörige sein, aber auch Bekannte oder Freunde. Mit einer Vorsorgevollmacht kann eine oder können mehrere Vertrauenspersonen bevollmächtigt werden. „Insbesondere für die Durchsetzung des in der Patientenverfügung dokumentierten Willens ist es sinnvoll, eine Vorsorgevollmacht zu verfassen“, sagt Melanie Müller.

Betreuungsverfügung – Unter einer Betreuung versteht man eine gesetzliche Vertretung von Menschen, die wegen Krankheit oder Behinderung ihre Angelegenheiten dauerhaft oder vorübergehend nicht mehr selbst in die Hand nehmen können. Die Aufgaben eines/r Betreuers*in umfassen u.a. die Verwaltung des Vermögens, Wohnungsangelegenheiten, Gesundheitsfürsorge oder die Aufenthaltsbestimmung. In der Betreuungsverfügung kann hinterlegt werden, wen sich die Person als Betreuer*in wünscht bzw. wer dies keinesfalls werden soll.

„Die Zeit, Vorsorge zu treffen, sollte man sich rechtzeitig nehmen“, appelliert AWO Mitarbeiterin Melanie Müller. „Nicht nur für Senior*innen ist das ein wichtiges Thema, sondern für jeden ab der Volljährigkeit mit dem 18. Lebensjahr. Denn ab diesem Zeitpunkt darf vor dem Gesetz KEINER mehr automatisch für den Menschen entscheiden, nicht Kinder, Eltern, Ehepartner oder Geschwister“.

Der Betreuungsverein des AWO Kreisverbandes München-Land e. V. informiert auf Anfrage und unterstützt beim Ausfüllen der Formulare.

Die Mitarbeiter*innen unterliegen der Schweigepflicht, die Angebote sind kostenfrei.

Mehr dazu und alle Ansprechpartner auf www.awo-kvmucl.de/sozialservice

01.07.2022

Die soziale Schuldnerberatung der AWO – mehr als eine Bereinigung der Schulden

Landkreis – Das Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung kuriert mehr als nur die Symptome – Seine Werkzeuge sind Zeit und Empathie – Ein Blick in den Arbeitsalltag

Mit den Schulden verhält es sich wie mit der Gesundheit: Bei Kopfschmerzen können wir eine Tablette nehmen oder wir versuchen zu klären, warum wir Schmerzen haben. Vielleicht brauchen wir nur mal wieder Ruhe oder einen langen Spaziergang an der frischen Luft. Die Tablette dient der schnellen Beseitigung des Symptoms, aber die Wahrscheinlichkeit, dass bald wieder Kopfschmerzen auftreten, bleibt. Nach den Ursachen sucht auch die soziale Schuldnerberatung: Uns, dem Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung, geht es bei der Beratung um mehr als nur um die Beseitigung der Symptome.

Eine Überschuldungssituation entsteht nicht über Nacht. Sie entwickelt sich schleichend über eine lange Zeit. Betroffene versuchen oft lange, die Situation allein zu meistern und Löcher mit geliehenem Geld zu stopfen. Um Hilfe bitten und sich Rat zu holen, heißt sich einzugestehen, dass man selbst nicht mehr weiter weiß. Und das kostet Überwindung.

Manch einer hatte vorher alles gut im Griff, ist verheiratet, hat Kinder, lebt in einer gesicherten Wohnsituation, verfügt über ein gutes Einkommen. Dann die Trennung – sie ist neben Krankheit und Arbeitslosigkeit einer der Hauptgründe, warum Menschen in die Überschuldung geraten. Zusätzlich brachte in den vergangenen beiden Jahren Corona viele Menschen in Kurzarbeit und gingen Nebenjobs in der Gastronomie oder anderen Branchen verloren.

Die Gründe für eine Überschuldung sind vielfältig – kein Fall gleicht dem anderen, wissen wir als Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung aus Erfahrung. Genaues Hinschauen ist gefragt. Die Situation kann auch psychische Ursachen haben. Steckt hinter den hohen Versandhausschulden eine Kaufsucht? Es gibt Fälle, in denen der Lebenspartner zum Beispiel an einer Alkoholsucht leidet und das Geld „vertrinkt“. Die komplexe Lebenssituation, die zu den Schulden führte, kann oft nicht in einem Gesprächstermin erfasst werden. Erst muss sich ein Vertrauensverhältnis zwischen dem in Not Geratenen und uns als Berater*innen entwickeln.

Flüchtlingen und Asylsuchenden ist aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse der Umgang mit Behördenschreiben und unserem Finanzsystem zusätzlich erschwert. Häufig nehmen die Menschen bei ihrer Ankunft aus Unwissenheit Kredite auf und schließen überteuerte Verträge ab. Fehlt dann noch die Arbeitserlaubnis, sind die ersten Schritte auf dem Weg in die Verschuldung bereits getan.

In einer teuren Region wie dem Landkreis München ist mit Eintritt ins Rentenalter das Einkommen zur Deckung des Lebensunterhaltes oft zu niedrig. Hier können Anträge auf Hilfen gestellt werden. Aus Scham wird jedoch oft zu lange gewartet, sich Hilfe zu holen, und die Rückstände wachsen schnell an. Es fällt auf, dass gerade ältere Menschen einen erhöhten Redebedarf haben und Ansprache suchen. Zeit und Empathie sind hier wichtige Werkzeuge, die die soziale Schuldnerberatung von einer gewerblichen unterscheiden.

Als soziale Schuldnerberatung geben wir darüber hinaus auch Tipps, wo man Geld sparen kann. Wir prüfen die Einkommenssituation im Verhältnis zu den Ausgaben, zeigen, wie man ein Haushaltsbuch führt, helfen beim Kündigen von Verträgen und prüfen die Versicherungssituation.

Wir – das Team der AWO Schuldner- und Insolvenzberatung des Kreisverbandes München Land e.V. – bieten eine umfassende, kostenfreie Beratung für alle Bürger*innen des Landkreis München. Unsere Berater*innen haben seit Anfang dieses Jahres über 180 Schuldnerberatungs- und mehr als 130 Insolvenzberatungsfälle (Stand 15.06.2022) bearbeitet.

Gerne bieten wir Landkreisbürger*innen mit Schulden die Chance, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Sie erreichen uns unter Mo – Do von 9 – 17 Uhr und Fr von 9 – 14 Uhr unter Telefon 089 – 67 20 87 176 und per Mail sib@awo-kvmucl.de . Nutzen Sie unsere Telefonsprechstunde am Mittwoch von 16 – 17 Uhr. Im Internet finden Sie uns unter www.awo-kvmucl.de

15.06.2022